Jesus-Seite von Volker Burggräf


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Das Zitat von Martin Luther auf der vorigen Seite ("Woran Du Dein Herz hängst, das ist Dein Gott") ist übrigens aus dem Gedächtnis zitiert. Der Sinn ist aber bestimmt unverfälscht. :-)
Ich finde, daß Luther damit etwas sehr wesentliches gesagt hat. Du auch? Ich interpretiere es so:
Letztlich ist jeder Mensch "gläubig", nur eben auf seine eigene Weise. Man kann - wie viele - an sich selbst glauben, an die Macht des Geldes oder sonstwas. Jedenfalls mache ich irgendwas zu meiner Maxime im Leben, die dann mein Handeln und Denken bestimmt. An dies hänge ich mein Herz, und damit verleihe ich ihm für mich persönlich die Bedeutung eines Gottes. Manche Menschen hängen z.B. sehr an ihrem Besitz. Dies erinnert dann schon ziemlich stark an das "goldene Kalb", das sich laut Bibel das Volk Israel bei seiner 40jährigen Wanderung durch die Wüste gegossen hat, während Mose gerade auf dem Berg Gottes Gebote empfing. Solche als Gott verehrten Gegenstände sind dann Götzen. Insofern kann z.B. auch der eingangs erwähnte angestrebte Bildungsabschluß o.ä. - symbolisiert durch ein Zertifikat oder eine Medaille - zum Götzen werden.

Und was ist nun mit dem "richtigen" Gott?

Tja, hier wird's langsam schwierig. Dieser Gott, der, wie in der Bibel nachzulesen ist, die Welt erschaffen hat und als Jesus Christus auf dieser Erde wandelte, Wunder vollbrachte, gekreuzigt wurde und schließlich von den Toten auferstand - wie könnte ich Dir begreiflich machen, was er für Dich bedeuten könnte? - Denn ich kann mich auf den Kopf stellen oder beliebige andere Dinge versuchen - es würde mir nicht gelingen, Dich argumentativ von Gottes Existenz zu überzeugen. Man hat über die Jahrhunderte hinweg (es können sogar Jahrtausende gewesen sein) immer wieder versucht, Gottesbeweise zu erbringen, aber man ist immer wieder gescheitert. Umgekehrt haben natürlich immer auch Leute versucht, entsprechende Gegenbeweise zu erbringen, doch auch sie konnten nichts nachvollziehbares und überzeugendes vorbringen.
Viele Leute sagen allerdings: "Wenn ich selbst miterleben würde, wie Gott Wunder tut, dann würde ich auch an ihn glauben." - Nun, ich bezweifle, daß das stimmt. Nicht, daß diese Leute vorsätzlich gelogen hätten, aber wenn wirklich Wunder geschehen, dann ist paradoxerweise der menschliche Verstand kaum in der Lage, sie als real anzuerkennen! Eine wesentliche Eigenschaft von Wundern ist eben, daß sie über alles logisch und argumentativ Erklärbare hinausgehen und damit den nüchternen Verstand überfordern. Klingt alles sehr verworren, aber ich meine wirklich, dies erkannt zu haben. Bin als Studiosus ja auch immer in der "Gefahr", den Verstand als einzig zuverlässige Erkenntnisquelle anzusehen; dabei weiß doch jedes Kind, daß z.B. selbst das bekannte Phänomen Liebe bereits den Verstand überfordert. Es gibt eben noch andere Bereiche in unserem Menschsein.

Ok, also auch Personen, die voller Begeisterung von ihren Erlebnissen mit Gott erzählen, können damit zwar sehr wohl Interesse an Gott wecken, nicht aber Gottes Existenz beweisen. Es geht eben nicht, persönliche Erfahrungen bleiben persönliche Erfahrungen und können sehr unterschiedlich bewertet werden. Doch daraus können wir lernen und die Frage nach Gott umformulieren:

Wer ist Gott für mich? Kann ich ihn kennenlernen?

Erstmal auf die Schnelle: Ich bin absolut sicher, daß Du Gott kennenlernen kannst. Vor allem bin ich aber auch absolut sicher, daß Gott will, daß Du ihn kennenlernst! Von seiner Seite steht dem also nichts im Wege.

An dieser Stelle kommt nun (endlich ;-)) das Erlebnis der jungen Frau, von der ich auf der ersten Seite bereits berichtete. Wie fand sie zu Jesus?

Diese Frau konnte wahrlich nicht von sich behaupten, daß es ihr sonderlich gut ging. Familiäre Probleme heftigerer Art, wenige Ansprechpersonen und eine ungewisse persönliche Zukunftsperspektive hatten dafür gesorgt, daß sie mental-psychisch und wohl auch körperlich total am Boden lag. Da gab es kaum noch jemanden, bei dem sie sich eine "Portion Liebe" abholen konnte. Niemanden, wo sie sich hätte angenommen oder geborgen fühlen können. Grundsäulen der inneren Stabilität wie das sogenannte Urvertrauen waren zerstört.
Im Klartext: Sie war kurz vor'm Durchdrehen.

In ihrer Verzweiflung tat sie dann etwas, das sie vorher noch nie getan hatte: Sie betete. Im Grunde geschah dies wohl kaum mit einer sehr großen Hoffnung auf Hilfe, denn ob es diesen Gott, zu dem sie da in ihrer Not schrie, wirklich gab, wußte sie ja eigentlich noch gar nicht. Aber wenn man nichts mehr zu verlieren hat, fragt man danach vermutlich nicht. Und dies war ihre Rettung! In ihr machte sich plötzlich eine große Ruhe breit, eine nie gekannte Zuversicht und ein innerer Friede. - Von da an konnte sie zu Gott beten, denn sie hatte ihn erlebt!

Klingt's kitschig? - Jedenfalls ist es so geschehen. In seinem Wirken kümmert sich Gott offensichtlich nicht so sehr darum, ob uns der Stil seines Handelns gefällt. :-)

Doch nun wieder zu Dir. Vielleicht hast Du ja den Wunsch, Gott kennenzulernen. Du sehnst sich einerseits danach, mußt aber doch bekennen: "Ich kann an all das nicht glauben." Irgendetwas sträubt sich in Dir.

Nur was?

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